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Tettenweis. „100 Jahre Sportverein Tettenweis – das ist eine tolle Sache“, freute sich am Donnerstagabend Vorstand Franz Hofbauer und läutete damit die vier Festtage zum Jubiläum des SVT ein. Zum Auftakt durften sich die Besucher auf den Auftritt des Musikkabarettisten Roland Hefter freuen.
Das Zelt war voll: 300 Gäste waren gekommen, um das Programm „So lang’s no geht“ zu sehen und vor allem zu hören. Darunter auch Ehrengäste wie Bürgermeister Robert Stiglmayr, Fahnenmutter Josefine Gscheidlinger und SVT-Ehrenvorstand Manfred Huber. Sie alle erlebten einen mitreißenden und rundherum gelungenen Abend.
Empfangen wurden die Besucher im Festzelt mit zünftiger bayrischer Musik der Martinsbläser. Das gefiel auch dem Münchner Kabarettisten, der ohnehin viel Wert legt auf die bayerische Lebensart. Das tat er dann auch gleich kund: „Wer in Bayern jammert, der hat keinen Charakter.“ Bei seinen Auftritten, erklärte Hefter eingangs, komme er sehr gerne nach Niederbayern: „Da gibt’s auch keine Verständigungsprobleme, wie es sie in meiner Heimat München gibt.“
Ganz locker, nur mit seiner Gitarre in der Hand, stand der Künstler auf der Bühne und präsentierte sich ganz offen und nahbar. So erfuhr das Publikum durch seine Lieder und die Anekdoten dazwischen nicht nur von der Verbundenheit zu seiner Heimat und deren Kultur, sondern auch von seiner politischen Gesinnung als SPD-Stadtrat in München, seinen Aufenthalten in der ganzen Welt von Kamerun bis Sydney, seinem Werdegang in drei verschiedenen Berufen sowie auch von seinen Frauengeschichten mit Anette, Birgit, Conny oder „wie auch immer sie heißen“.
Hefter bot eine gute Mischung aus lässigen Themen und Tönen wie auch tiefgründigen Aussagen über die Facetten des Lebens. Diese besang er gleich im ersten Lied „Des werd scho no“, begann bei der Pickel-Phase in der Jugendzeit und kam dann zu den frisch Geschiedenen. Einen Tipp, um die Ehe noch zu retten, hatte der Musiker aber auch parat: „Man muas ned alles wissen,“ außerdem funktioniere das Männerhirn ganz anders: Während sich Frauen alles merken und alles wissen würden, gäbe es bei Männern nur Schubladendenken – „und in einer davon ist nichts drin“.
Er selbst habe aufgrund seiner Corona-Erkrankung mit Vergesslichkeit zu kämpfen, die er aber für sich in einen Weg zum Glücklichsein umwandlet, denn „er verdrängt nicht, er vergisst“ die Vergangenheit und lebe dadurch mehr in der Gegenwart. Und in dieser wolle er noch allerhand ausprobieren, wie das Balancieren auf einer Slackline oder sich vor jungen Burschen mit dem Motorrad profilieren. Darum geht es in seinem Lied „So lang’s no geht“, mit dem er – begleitet von viel Applaus – in die Pause ging.
Abseits seiner Witze über die Jugend mit ihrer Handysucht oder Rentnern im Stringtanga, verpackte der Künstler Themen wie Nachhaltigkeit in ein kabarettistisches Gewand. Seinen Beitrag dazu leiste er, indem er seinen alten Passat fahre, „bis er auseinanderfällt“.
An Themen dieser Art knüpfte der 54-Jährige im zweiten Teil seines Programms an. Er forderte zum gegenseitigen Respekt auf, weil „jeder so sein kann, wie er will und sich keiner ändern braucht“ und sprach sich für die Ehe der katholischen Pfarrer aus – und zwar „egal mit wem“. Das kommentierte das Publikum mit großem Applaus.
Hefter selbst bezeichnete sich als „Rebell, aber ned bled“. Obwohl er zu Schulzeiten, laut eigener Aussage, nicht gerade der beste Schüler war. Seine damaligen Sprachkenntnisse reichten aber für eine Unterhaltung im Ausland: „Meine Freunde hatten zwar die Vokabeln, aber wussten nichts zu reden – ich halt schon.“
Gute Noten hin oder her: Mit Anspielung auf die anstehenden Zeugnisvergaben sagte Hefter: „Niemand muss da Beste sei!“ und schloss das Lied „Du bist ned die Nr. 1“ an. Je länger der Abend, desto besser und ausgelassener die Stimmung. Zum Abschluss gab es fürs Publikum noch eine Zugabe, bevor der Künstler für Fotos bereitstand.